ich bin da! Am frühen morgen am Hongkong-Airport gelandet.
Am größten und dennoch schönsten, saubersten und modernsten Flughafen, den ich je erlebt habe. Alles perfekt durchdacht bis ins kleinste Detail, wirkt sehr beruhigend auf den Fluggast. Beispielsweise wird man vor der Rolltreppe runter zum Zubringer
durch ein großes Plakat vom Hinunterstürzen gewarnt: Bleiben Sie ruhig: die Züge fahren alle 2 Minuten!
Der eine Zug fuhr mir vor der Nase weg, der nächste kam zwei Minutern später. Kurze Überfahrt und schon ist man in der riesigen Ankunftshalle. Auch hier alles perfekt durchdacht und blitzeblank sauber. Selbst die Toiletten – porentief rein, Benutzung natürlich gratis – sind mit dem Gepäckwagen befahrbar, was für Einzelreisende einen wichtigen Aspekt darstellt, wenn man sich zwischen nasser Hose und gestohlenem Koffer entscheiden muss. Hier braucht man keine der Alternativen fürchten: die Hose bleibt trocken und der Koffer im Blick. Auf dem Weg zum Bus- oder Zugbahnhof kann man sich auf viellerlei Weise stärken, Geld wechseln und sich von superfreundlichen, geduldigen und lächelnden chinesischen Mädchen am Informationsstand zum Beispiel über den günstigsten Weg ins Zentrum von Hongkong beraten lassen. Ich habe mich für die billigere Variante entschieden: 3,30 Euro mit der Buslinie A21 nach Kowloon statt 9 Euro mit der Schnellbahn. So konnte ich von der ultramodernen aber streckenweise verstopften Autobahn aus die Umgebung des Duftenden Hafens sehen. Hier duftet er vor allem nach Diesel. Der Containerhafen hat bei mir Erinnerungen an Waltershof geweckt.
Kowloon hat mich mit der schon erwarteten, in den engen Gassen angestauten Hitze empfangen, hat mir keine Eingewöhnungsphase gegönnt. Volle Kanne Sonne und Hitze. Gerettet haben mich die unzähligen Fruchtsaft-Stände an vielen Ecken in Kowloon.
Und so konnte ich an der Hongkonger Waterkant die Skyline dieser einzigartigen Stadt geniessen.
Es ist vieles neu aber zugleich – auch nach 26 Jahren Abstinenz – sehr vertraut. Zum Beispiel die Tatsache, dass Freud und Leid, Glück und Elend hier bisweilen Tür an Tür wohnen.
Ich oute mich lieber jetzt und gleich: Ich liebe diese Stadt mit ihrer einmaligen Atmosphäre. So jetzt ist es raus.
Nicht weit von der Star Ferry Anlegestelle habe ich eine nette Frau aus Beijing getroffen, die in Hongkong Urlaub machte. Wir haben uns ganz angeregt unterhalten und sind hungrig geworden. In einem nahen Shoppingcenter haben wir eine leckere Hundun-Suppe gegessen. Genau das richtige bei dieser Hitze. Wie geplant um halb vier habe ich mit einem modernen und blitzschnellen Katamaran nach Zhuhai übersetzt; trotz oder vielleicht dank des Schaukelns habe ich den ganzen Weg geschlafen. Am Zhuhaier Hafen wurde ich von Herrn Wang abgeholt und mit einem klimatisierten Van nach Qi’ao gebracht. Bisher wurde ich von Herrn Wang sehr gut betreut, er hat mir überall geholfen, alle Fragen beantwortet. Und so konnte ich den Ausblick aus meinem Fenster geniessen:
Auch wenn das Wetter für mich erträglich ist, einen Hoffnungsschimmer für Hitzeempfindliche gibt es doch: Für die nächsten Tage haben sie im Fernsehen eine „deutliche Abkühlung“ auf… 35°C vorhergesagt! (Sorry für euch Hamburger)
War bisher so mit dem Erledigen – und vor allem mit Schlafen! Ich bin sooooo müde! – beschäftigt, dass ich es noch nicht geschafft habe, ans Meer zu gehen, das direkt vor meiner Nase den Strand mit gleichbleibenden ruhigen Wellen überspült und von Kümos und Fischerbooten in naher und weiterer Ferne durchpflügt wird. Erstaunlich, in wieviel verschiedenen Farben sich so ein Meer in so kurzer Zeit zeigen kann: von mittelblau bis dunkelgrün in etwa 36 Stunden. Ich habe fest vor, in den nächsten Tagen die schmale Strasse zu überqueren und zumindest meine Zehenspitzen ins Meer zu stecken.
Ihr merkt es schon: So wie es in Deutschland begonnen hat, so geht es hier weiter: perfekt. Alles klappt! Das Internet – läuft; selbst der Online-Zugriff auf mein Bankkonto in Deutschland (https://…) klappt problemlos. Die Geschwindigkeit ist dank DSL der China-Telekom doppelt so schnell wie in Deutschland (hier: 100 MBit/s in Deutschland die Hälfte). Alle Seiten, die ich in Deutschland besucht habe, kann ich auch hier aufrufen.
Wo wir schon bei China und Internet sind, da fällt mir ein, dass wir gestern versucht haben, die polizeiliche Anmeldung zu vollziehen, die hier sofort erfolgen muss. Wir sind nach Zhuhai hingefahren, aber bei der Behörde war niemand anzutreffen, alle Türen waren verschlossen. Vielleicht fand gerade eine Versammlung aller Mitarbeiter statt. Hoffentlich war einer der Tagesordnungspunkte das Aufhängen von Schildern mit allgemeinen Öffnungszeiten und mit „Ich komme in … Minuten wieder“! Im gesamten vierstöckigen Gebäude gab es nämlich nicht einmal einen Hinweis auf gewöhnliche Öffnungszeiten, geschweige denn einen Zettel mit der Info, dass an diesem Tag die Behörde geschlossen bleibt. Der Grund liegt vielleicht schon im Bereich von Staatsgeheimnissen. Wer weiss das schon.
Herr Wang wird wieder hinfahren, um mich anzumelden. Nach dem – universellen – Erlebnis mit, diesmal chinesischen, Behörden sind wir einkaufen gefahren. Das Notwendige in einem Supermarkt eingekauft: eine Kiste Wasser, Waschpulver, Seife, Shampoo, Messer, Becher und Glas, und Obst. Eine kleine Auswahl der Utensilien, die das Überleben hier sichern:
Auch eine Prepaid-Simkarte für mein Handy geholt: 6 Euro drauf, alles Gesprächseinheiten, bis auf 1 Euro, dass monatlich als Grundgebühr berechnet wird. Chinaweite Gespräche: 1,9 Eurocent/Minute, nach Deutschland: 20 Eurocent die Minute. Allerdings werde ich das nicht so dringend brauchen: Skype läuft hier tadellos. Habe gestern schon meine Mama und meine Schwester in Deutschland angerufen, die sich über meine so schnelle Meldung sehr gefreut haben.
Ganz besonders hat mich Chunhuas Last minute Geschenk gefreut:
So ist gewährleistet, dass ich jeden Morgen an Hamburg denke.